Vicky und ihre Tiere - Kaninchen
 

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DAS KANINCHEN
Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens. Hauskaninchen werden sowohl als Nutztiere zur Fleisch- und Pelzproduktion als auch als Heimtiere gehalten, wofür sich vor allem die Zwergrassen eignen.

Lebenserwartung

Hauskaninchen werden im Schnitt 7 bis 11 Jahre alt, unter idealen Umständen auch älter.

Ernährung

Kaninchen sind reine Pflanzenfresser und brauchen eine entsprechende Ernährung. Der Verdauungstrakt der Tiere ist auf eine gleichmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Unterbrechungen in der Nahrungszufuhr über einen längeren Zeitraum sind als Notfall zu betrachten und können sich lebensbedrohlich auswirken. Der Verdauungsapparat ist auf die Verwertung von Gräsern ausgerichtet; kohlenhydratreiche Nahrung, wie z. B. Getreide, in zu großen Mengen kann langfristig Schäden verursachen. Grundsätzlich sollte die Futterzusammensetzung daher dem in freier Natur vorhandenen Nahrungsangebot ähneln und mindestens 16 % Rohfaser enthalten. Futterumstellungen sollten in kleinen Schritten vollzogen werden.

Die Ernährung mit kommerziellen Trockenfuttermitteln für den Heimtierbereich entspricht in der Regel nicht den physiologischen Bedürfnissen von Kaninchen, da die angebotenen Produkte als wesentliche Inhaltsstoffe verschiedene Getreidearten, Melasse oder Honig enthalten und zu energiereich sind. Handelsübliche Mischfuttermittel werden nur in geringem Umfang (maximal ein Teelöffel pro Tag) vertragen. Deren leichte Verdaulichkeit hat verschiedene negative Effekte: neben der Tatsache, dass die Tiere infolge des zu hohen Energieangebotes verfetten, kommt es durch den geringen Gehalt an Rohfasern zu einer „Unterforderung“ des Darmes, die zu bakteriellen Fehlbesiedlungen (Dysbakterie) und damit verbundenen Durchfallerkrankungen führen kann. Der zu geringe Zahnabrieb begünstigt die Entstehung von schwerwiegenden Maulhöhlenerkrankungen. Die Verfettung bei übermäßiger Kraftfuttergabe führt zu weiteren Problemen wie Kreislaufschwäche oder wunden Läufen. Zwergkaninchen kann man ausreichend mit Frischfutter und Heu ernähren. Für größere Tiere ist die zusätzliche Gabe eines pelletierten Alleinfuttermittels und/oder eines Strukturfutters (viel Eiweiß und Rohfaser, wenig Stärke) eher zu empfehlen, als die der „bunten Müslis“ aus dem Zooladen.

Für die Haltung in kommerziellen Beständen oder privaten Zuchten werden pelletierte Alleinfuttermittel angeboten, die auf die Ernährungsphysiologie des Kaninchens abgestimmt sind. Es existieren verschiedene Futtersorten, die auf bestimmte Nutzungsformen des Kaninchens abgestellt sind (Diätfutter, Absetzfutter, Erhaltungsfutter, Mastfutter, Futter für tragende und säugende Häsinnen).

In den Haltungen der Rassekaninchenzüchter und Selbstversorger bildet die Verwertung geeigneter Küchen- und Gartenabfälle, sowie die Nutzung selbst angebauter Futterpflanzen (z. B. Mais, Rüben, Topinambur, Markstammkohl, Klee, Luzerne) eine wichtige Grundlage der Kaninchenernährung.

Grundlegender Nahrungsbestandteil von Kaninchen sind Heu und Wasser. Heu aus jungen Pflanzen enthält viel Eiweiß und Nährstoffe, Heu aus älteren Pflanzen dagegen viel Rohfaser. Das Heu sollte einen wesentlichen Anteil von Wiesenkräutern haben. Um Verschmutzungen der Nahrung zu vermeiden, bietet sich die Verwendung entsprechender Vorratsbehältnisse (Raufe, Trinkflasche) an. Die Wasseraufnahme hängt vom Grünfutteranteil ab.

Oxalatkristalle und rote Blutkörperchen im Urin eines Kaninchens mit akuter Blasenentzündung

Neben Heu und Wasser ist Frischfutter für Kaninchen der zweite wesentliche Nahrungsbestandteil. Es sollte stets frisch sein. Übliche Nahrungsbestandteile sind Fenchel, Möhren, Gurke, Apfel, Feldsalat, Knollensellerie, rote Bete, Petersilie, Löwenzahn, Schafgarbe, Johannisbeerblätter, Kohlrabiblätter und andere frische Kräuter. Frisches Gras-Wildkräutergemisch kann nach der Gewöhnung in großen Mengen angeboten werden. Der Obstanteil sollte den Gemüseanteil aufgrund seines hohen Zuckergehaltes nicht übersteigen. Kohlrabiblätter, Luzerneprodukte, Petersilie und Broccoli sollten nur in Maßen verfüttert werden, da der hohe Kalziumgehalt der Blätter zumeist zur Ausfällung von Kalziumoxalatkristallen in der Harnblase führt. Diese können zur Bildung von Blasensteinen führen, welche nur operativ entfernt werden können. Sämtliche Kohlarten wie Weißkohl und Rotkohl können Blähungen bis hin zur oftmals tödlich verlaufenden Trommelsucht verursachen und sollten daher anfangs nur sparsam verfüttert werden.

Soziale Bedürfnisse [Bearbeiten]

Kaninchen sind sehr sozial

Eine artgerechte Haltung von Kaninchen bedingt die gemeinsame Unterbringung von mindestens zwei dieser Tiere. Aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens kann es bei der Integration eines neuen Tieres zu Rangkämpfen kommen, welche durch verschiedene Maßnahmen wie Zusammenführung auf neutralem Territorium oder komplette Umgestaltung des bisherigen Lebensraumes gemildert werden können. Die Integration eines neuen Tieres in eine Gruppe kann bis zu einem Monat, im Extremfall bis zu einem halben Jahr dauern, manchmal aber auch misslingen. Selbst bei einer erfolgreichen Vergesellschaftung kann es später (wenn z. B. eines der Kaninchen anfangs jung war und nach einigen Monaten ausgewachsen ist) zu Aggressionen untereinander kommen, so dass die Trennung der einzige Ausweg bleibt.

Weitere häufig zu beobachtende Verhaltensweisen sind sexuell motivierte Aggressionen, welche sich vor allem unter männlichen, unkastrierten Kaninchen entladen und mit schwerwiegenden Verletzungen einhergehen können. Dieses Verhalten lässt sich manchmal per Kastration beheben, da das allgemeine Sozialverhalten nichts mit dem hormonell gesteuerten Sexualverhalten zu tun hat. Aggressives Verhalten bei Häsinnen ist hingegen charakterbedingt oder rührt aus negativen Erfahrungen her. Eine Sozialisierung kann mittels sorgfältiger Partnerwahl dennoch erfolgreich sein.

Grundsätzlich sind Rangkämpfe normal und sollten nur bei ernsthaften Beeinträchtigungen eines der Tiere unterbunden werden. Am unproblematischsten erweist sich oft die Haltung einer Häsin in Kombination mit einem kastrierten Rammler, die etwa gleich alt oder ein Geschwisterpaar sind.

Fortpflanzung [Bearbeiten]

Vier junge Kaninchen, ca. zwei Wochen alt

Kaninchen kleiner Rassen werden mit drei bis fünf Monaten, mittelgroße mit vier bis acht und große Rassen mit sieben bis zwölf Monaten geschlechtsreif. Die Literaturangaben dazu schwanken recht stark. Die Geschlechtsreife ist nicht gleichzusetzen mit dem Beginn der Zuchtreife, die bei kleinen Rassen mit etwa sieben und mittelgroßen mit acht Monaten erreicht wird, große Rassen gelten mit neun Monaten als zuchtreif.

Die Häsin wirft nach 31 Tagen Tragzeit in der Regel zwischen vier und zwölf Junge, Zwergkaninchen haben häufig kleinere Würfe. Treten 17 Tage nach dem Decken nicht die typischen Merkmale einer tragende Häsin auf, so kann man sie zu diesem Zeitpunkt bereits neu decken. Zwei Mechanismen sichern eine optimale Reproduktionsleistung. Zum einen sorgt die kopulationsinduzierte Ovulation dafür, dass bei einem Deckakt gleichzeitig ein Eisprung erfolgt, was die Paarung sehr effektiv macht. Eine weitere Einrichtung ist der Uterus duplex, mit welchem die Tiere quasi über zwei voneinander unabhängige Fortpflanzungsorgane verfügen. Das heißt, es ist möglich, eine Häsin schon etwa eine Woche vor der Geburt eines Wurfes erneut zu decken.

Zur Vererbung der Kleinwüchsigkeit bei Zwergkaninchen siehe auch Genetik des Hauskaninchens.

Krankheiten

Infektionskrankheiten

  • Kokzidiose, starker Kokzidienbefall verursacht Blähungen und schwächt die Tiere durch Schädigung des Verdauungskanals so sehr, dass sie unbehandelt schnell sterben.
  • Chinaseuche (Rabbit hemorrhagic disease, RHD), Viruserkrankung. Sehr ansteckend. Bei Ausbruch kann die ganze Gruppe innerhalb weniger Tage ausgestorben sein. Die Erkrankung endet fast ausnahmslos tödlich. Eine Impfung ist möglich.
  • Myxomatose, eine durch Pockenerreger ausgelöste Viruserkrankung. Etwa 40 bis 60 Prozent der infizierten Tiere sterben. Eine Impfung ist möglich.
  • Encephalitozoonose. Sie ist mittlerweile die häufigste Infektionskrankheit bei Kaninchen. Typisch sind schwerwiegende neurologische Störungen, wie eine Kopfschiefhaltung und Gleichgewichtsstörungen, sowie Nierenfunktionsstörungen. Eine Impfung gegen die Erkrankung gibt es nicht.
  • Kaninchensyphilis (Spirochätose): durch Deckakt übertragene Krankheit, gekennzeichnet durch Bläschen und Krusten an den äußeren Geschlechtsorgane oder am Kopf.
  • Ansteckender Kaninchenschnupfen: bakterielle Infektionskrankheit der Atemwege, die tödlich enden und vor allem in größeren Beständen erhebliche Verluste verursachen kann.

Erkrankungen des Verdauungstraktes

  • Mit Verkürzung des Oberkiefers einhergehendes Hechtgebiss, welches ein übermäßiges Zahnwachstum nach sich zieht.
  • Trommelsucht, eine Magenblähung bei Kaninchen

Zahnfehlstellungen [Bearbeiten]

Die Abnutzung der Zähne erfolgt durch die normalen Kaubewegungen bei der Futteraufnahme, sofern keine Fehlstellung der Zähne (Hechtgebiss) vorliegt. Wenn eine solche Fehlstellung vorliegt, müssen die Zähne des Tieres in regelmäßigen Abständen gekürzt oder abgeschliffen werden um eine beschwerdefreie Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Man erkennt Zahnfehlstellungen durch vermehrten Speichelfluss, Unlust beim Fressen, langsame Nahrungsaufnahme bis hin zur Verweigerung. Außerdem können im späteren Verlauf, Bindehautentzündungen sowie tränende Augen und Abszesse am Kiefer dazukommen, wenn die Fehlstellung unbehandelt bleibt. Zur Zucht dürfen solche Tiere nicht eingesetzt werden, um eine Vererbung zu vermeiden.

Zahnfehlstellungen (bereits Aufbiss - Aufeinanderstehen der Nagezähne) führt bei der Bewertung von Rassekaninchen auf Ausstellungen zum Ausschluss (Prädikat „nicht befriedigend“).

Rassen [Bearbeiten]

Dalmatiner-Rex

In Deutschland zugelassene Rassen

Der in Deutschland wie auch weltweit wohl größte Kaninchenzuchtverband ist der Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e. V. (folgend ZDRK genannt) mit ungefähr 185.000 organisierten Mitgliedern. (Siehe auch: Kaninchenzucht in Deutschland) Ein kleinerer Verband mit etwa 60 Mitgliedern und eigenem Rassestandard ist der BDK.

Der ZDRK hat in Deutschland 88 Rassen in 370 Farbenschlägen anerkannt, die in 7 Abteilungen geordnet sind.

Abteilung I
Große Normalhaar-Rassen [Gewicht über 5,5 kg]: Deutsche Riesen, grau bzw. andersfarbig – Deutsche Riesen, weiß – Deutsche RiesenscheckenDeutsche Widder (Widder = Kaninchen mit Hängeohren)
Abteilung II
Mittelgroße Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 5,5 kg]: Meißner WidderHelle GroßsilberGroßchinchillaMecklenburger ScheckenEnglische WidderDeutsche GroßsilberBurgunderBlaue WienerBlaugraue WienerSchwarze WienerWeiße WienerGraue WienerWeiße HototRote NeuseeländerWeiße Neuseeländer – Große MarderkaninchenKalifornierJapanerRheinische ScheckenThüringerWeißgrannenHasenkaninchen (Körperbau ähnelt dem Hasen) – AlaskaHavanna
Abteilung III
Kleine Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 3,75 kg]: KleinscheckenSeparatorDeutsche KleinwidderKleinchinchillaDeilenaarMarburger FehSachsengoldRhönkaninchenLuxkaninchenPerlfehKleinsilberEnglische ScheckenHolländerLohkaninchenMarderkaninchenSiamesenSchwarzgrannenRussenKastanienbraune Lothringer (Brun marron de Lorrain)
Zwergwidder, thüringerfarben
Abteilung IV
Normalhaar-Zwergrassen [Gewicht bis 2 kg]: (Widderzwerge) – Zwergschecken – HermelinFarbenzwerge
Abteilung V
Haarstruktur-Rassen [seidig glänzendes Fell und Gewicht bis 4 kg]: Satin-Elfenbein – Satin-Schwarz – Satin-Blau – Satin-Havanna – Satin-Rot – Satin-Feh – Satin-Kalifornier – Satin-Hasenfarbig – Satin-Thüringer – Satin-Chinchilla – Satin-Siamesen – Satin-Castor – Satin-Lux
Abteilung VI
Kurzhaarrassen (Rex-Kaninchen) [Haarlänge weniger als 20 mm]: Chin-Rexe – Blau-Rexe – Weiß-Rexe – Dreifarben-Schecken-Rexe – Dalmatiner-Rexe – Gelb-Rexe – Castor-Rexe – Schwarz-Rexe – Havanna-Rexe – Blaugraue Rexe – Feh-Rexe – Lux-Rexe – Loh-Rexe – Marder-Rexe – Russen-Rexe – Rhön-Rexe – Zwerg-Rexe (Rexzwerge)
Abteilung VII
Langhaarrassen [Haarlänge mehr als 40 mm]: Angora, weiß (werden regelmäßig geschoren) – Angora, farbig (werden regelmäßig geschoren) – Fuchskaninchen, farbig – Fuchskaninchen, weiß – Jamora – Zwergfuchskaninchen, farbig (Fuchszwerge, farbig) – Zwergfuchskaninchen, weiß (Fuchszwerge, weiß)

Hauptartikel: Genetik des Hauskaninchens

Die Rassestandards anderer Länder führen weitere Rassen, die dort gezüchtet werden. Für Europaschauen gilt der Europastandard.

Rassen des Europäischen Verbandes

Zur 25. Europaschau des Europäischen Verbandes für Geflügel-, Tauben-, Kaninchen- und Caviazucht (Entente Europeenne D´Aviculture et de Cuniculture) 2006 in Leipzig waren folgende Rassen zugelassen:

Große Rassen
RiesenRiesen, weiß – Weißer Bouscat – Riesenschecke – Mährisches Blaues Kaninchen – WidderBlaue von St. Niklaas – Blauer von Hamm
Mittlere Rassen
Weiße von Dendermonde – Champagne -Silber (Schweiz) – Champagne-Silber (Frankreich) – Belgischer Silber – Groß-Silber (hell)Groß-Silber (andere Farben)Groß-ChinchillaMecklenburger ScheckenMeißner WidderWeiße Neuseeländer – Zempliner Kaninchen – Englische Widder – Weiße Landkaninchen (Orestad) – Blaue WienerSchwarze WienerGraue Wiener – Grauer Burbonnais – Original rötlicher Burgunder – BurgunderHotot – Groß Russen – Tschechisches Albino-Kaninchen – KalifornierWiener, weißGroß-Marder - Rote Neuseeländervan Beveren – Normänner – Weißer Vendee – JapanerDreifarbenscheckenHasenWeiße HasenLoh Hasen – Ziegenkaninchen – ThüringerWeißgrannen – Mittelgroße Chuinchilla – Tschechische ScheckeMährisches Weißes braunäugiges Kaninchen – Blesser von Liptov – Alaska – Tronder – Schwedisches Fellkaninchen – HavannaSallander – Sussex
Kleine Rassen
Sable des Vosges – Kleine Widder – Gouwenaar – Beige (Separator) – DeilenaarMarburger FehMarder – Blauer Holicer – Siberian – Sachsengold – Golden Glavcot – Orange – SchwarzgrannenSiamesenRhönkaninchenPerlfehEnglische ScheckenLuxKleine SilberHolländerKleine Chinchilla – Squirrel – LohSteinkaninchenThrianta – Hulslander – Russen – Pergraue von Halle – Kastanienbraune Lothringer
Zwergrassen
Zwergwidder – Zwergwidder Rex – Zwerg-Schecken – Zwerghasen – Hermelin – Lutterbacher Hermelin – Farbenzwerge
Haarstrukturrassen
RexOpossumAngoraSatinFuchsJamoraRexzwergeFuchszwerge

Darüber hinaus bemüht sich insbesondere der BDK (Bund Deutscher Kaninchenzüchter e. V. von 1892) um das vom Aussterben bedrohte Belgische Bartkaninchen, welches von diesem Verband bereits anerkannt wird.


Beispiele für Hasentiere Bild

Hasentierkiefer: Kaninchen Bild

 
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